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Die Lützow-Gesellschaft: Worum geht es?

  • Autorenbild: Sebastian R. Böhm
    Sebastian R. Böhm
  • 26. Jan. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Mai 2024


Die Lützow-Gesellschaft entsteht in einer Ära großer Umbrüche - sie soll eine Zwitterstellung zwischen Denkfabrik und karitativer Organisation einnehmen und dabei ihr Augenmerk insbesondere auf militärische Fachfragen richten.


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Kuppel des Reichstagsgebäudes, Berlin

Foto von Niki Nagy auf Pexels.



Die Grundsteinlegung für die Lützow-Gesellschaft fällt in unsichere Zeiten. Während in der Ostukraine ein zermürbender Stellungskrieg zahlreiche Opfer fordert und im Gazastreifen die größte Militäroperation Israels seit weit mehr als einem Jahrzehnt im Gange ist, blickt die Welt sorgenvoll auf das Rote Meer und die Ambitionen der Volksrepublik China, das Staatsgebiet Taiwans wieder politisch an Festlandchina anzugliedern. Viele dieser besorgniserregenden Ereignisse und Tendenzen machen die Fragilität der internationalen Ordnung sowie staatlicher Souveränität im Allgemeinen auf eindrückliche Weise deutlich und haben, völlig zu Recht, militärische und sicherheitspolitische Fragen wieder ins Zentrum der öffentlichen Debatte gerückt.


Wenngleich seit Februar 2022 zahlreiche Talkshows, Zeitungsberichte und Interviews Themen wie die Wehrpflicht oder das Für und Wider von Waffenlieferungen in aller Ausführlichkeit aufgegriffen haben, fehlt es bislang trotz der sich verändernden Umstände an einem Aufblühen der Militärwissenschaft in Deutschland. Mag streitkräfteintern beispielsweise eine eigenständige Analyse-Einheit in Strausberg zur intensiven Auswertung der Vorgänge in der Ukraine existieren, deren Ergebnisse über Formate wie Nachgefragt auch teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ist das akademische Feld weitestgehend dominiert von Denkfabriken und Instituten aus Großbritannien, aber vor allem den Vereinigten Staaten. Jene Player, die im Inland Analysen durchführen und Prognosen ausarbeiten, sind dabei überwiegend fokussiert auf politische und diplomatische Fragestellungen (»Sicherheitspolitik«); weniger dagegen auf das originär Militärische, also die Überlegungen, welche mit der Vorbereitung und Durchführung bewaffneter Handlungen jenseits ihrer politischen Ursachen in Verbindung stehen. Hier soll die Lützow-Gesellschaft eine Lücke schließen - unter Hinzuziehung von Expertinnen und Experten, deren Handwerk die Verteidigung selbst ist.


Neben der Ambition einer Konzentration von militärischem Expertenwissen, die es durch Erforschung entsprechender Fachfragen zu verwirklichen gilt, soll die Lützow-Gesellschaft jedoch gleichwohl Stütze für jene werden, die bereit waren, Deutschland zu dienen und nun wegen einer Notlage auf Solidarität angewiesen sind. Das stellt keinen neuen Gedanken dar; nicht nur das Soldatenhilfswerk der Bundeswehr leistet in dieser Hinsicht hervorragende Arbeit. Doch wo ein Netzwerk und ggf. Publikationen entstehen; wo Stakeholder eines Bereichs den solchen zu befördern gedenken, ergibt sich nicht selten die Möglichkeit, Gutes zu tun. Jene langfristige Vision eines karitativen Einsatzes für die Angehörigen der deutschen Streitkräfte soll dabei nicht in Konkurrenz zu bereits existierenden Initiativen stehen, sondern in Kooperation verwirklicht werden. Dies spiegelt zugleich den Gedanken wider, dass es nicht genug Unterstützung für die Wächter an den Toren der Demokratie geben kann; gerade dann, wenn nicht nur deren Zahl steigen soll, sondern sich auch Bedrohungsszenarien zu einer dunklen Wolke verdichten.


Ohne Zweifel hat der längst überfällige, vermehrte Fokus auf die Bundeswehr auch einige Trittbrettfahrer auf den Plan gerufen, die nun - nach Ende ihrer »Karriere« als Virologie-Spezialisten im Rahmen der Corona-Pandemie - keine Gelegenheit verpassen, um mit ihrer Expertise im Sicherheitsbereich zu glänzen. Es bleibt somit die berechtigte Frage zu klären, wer hinter dem Projekt steht, das in der Tat nicht von Soldaten ins Leben gerufen worden ist.


Mein Name ist Sebastian Böhm, ich bin 25 Jahre alt und werde im Jahr 2024 das Erste Juristische Staatsexamen ablegen. Meine ganze Jugend über hatte ich den Wunsch, Heeresoffizier zu werden. Ich war und bin beseelt von der Überzeugung, dass die Sicherheit der Heimat und die Werte des Grundgesetzes, deren Verständnis mir das Studium der Rechtswissenschaft umso mehr zu eröffnen vermochte, Güter von höchstem Range sind, deren Verteidigung ein ehrenwertes und bedeutsames Ansinnen ist. Nach »Ausflügen« in verschiedene Rechtsgebiete des internationalen Wirtschaftsrechts ist mir schließlich bewusst geworden, dass ich aus Gründen des Idealismus auf diesen einstmals angedachten Pfad zurückkehren muss. Im Bereich jener Rückbesinnung, welcher jedoch in meinem Fall nicht der Ukraine-Konflikt, sondern vor allem eine langwierige Erkrankung und damit einhergehende Sinnfragen zugrunde lagen, ist auch die Gründung der Lützow-Gesellschaft zu verorten. Das Projekt möge dabei nicht missverstanden werden als der naturgemäß zum Scheitern verurteilte Versuch eines Zivilisten, den Experten ihr Metier zu erläutern. Ganz im Gegenteil: Die Plattform soll jenen als Sprachrohr dienen, die dem Fachpublikum und der Öffentlichkeit mit ihrem Sachverstand zu größerem Wissen verhelfen können. Meine Rolle für die Gesellschaft wird sich bis zum Abschluss der juristischen Ausbildung insofern auf organisatorische Aufgaben sowie darauf beschränken, Beiträge zum humanitären Völkerrecht zu erarbeiten, dessen Bedeutung gerade in Zeiten zunehmender Verrohung im Verhältnis zwischen einzelnen Konfliktparteien nicht hoch genug bewertet werden kann. Auch möchte ich - aufrichtig - von besagten Expertinnen und Experten lernen, ehe ich hoffentlich eines Tages selbst zu ihnen gehören werde.


Ich freue mich, wenn Sie die Lützow-Gesellschaft bei diesen ersten Schritten mit Rat und Tat unterstützen; ihr auf LinkedIn bzw. Instagram folgen oder sich in anderer Weise an ihr beteiligen.


Herzlich

Ihr Sebastian Böhm

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